Familienforschung "Typke"
Seit einer Reihe von Jahren bemühe ich mich darum, die verwandtschaftlichen
Zusammenhänge zwischen den Trägern des Namens "Typke" aufzuklären.
Dabei konnte ich zurückgreifen auf eine Reihe von Vorarbeiten:
- Die wichtigste Vorarbeit stammt von einem Vorfahren, Johann Heinrich Christoph Typke, der zum einen im Jahre 1757 ein Dokument verfasst hat, in dem er sein Wissen über seine Vorfahren - bis hin zu seinem Urgroßvater - niedergelegt hat. Zum andern hat er eine Familienchronik begonnen, die später von seinem ältesten Sohn, Ernst Heinrich August Typke, seinem Enkel, Josef Wilhelm Typke und dessen Sohn Heinrich Joseph Typke, fortgeführt wurde.
- Auf der Basis dieser Chronik haben mein Großvater, Johannes Paul Typke, und mein Vater, Hellmut Richard Karl Typke, einen Stammbaum angelegt, wobei zur Fixierung einiger Daten Auszüge aus Kirchenbüchern angefordert wurden. Um 1940 waren diese Aktivitäten auch wichtig für den von den Nazis geforderten sog. "Arier"-Nachweis.
- Auch in den Familien der Geschwister meines Urgroßvaters und Großvaters wurden entsprechende Stammbäume angelegt: der Vergleich im Jahre 2002 zeigte weitestgehende Übereinstimmung: Abweichungen sind im wesentlichen auf Lesefehler in den mit deutscher Kurrent-Schrift geschriebenen Dokumenten zurückzuführen.
Bedauerlicherweise ist das Original dieser Familienchronik verschollen: vermutlich wurde es nach Kriegsende 1945 in Wiesbaden vernichtet, als das Hotel "Nizza" von den Amerikanern beschlagnahmt wurde. Dabei wurden viele Möbel, die nach der Ausbombung meiner Großmutter dort untergestellt worden waren und die auch Erbstücke (z.B. zinnene und silberne Pokale) von den Pfarrer-Vorfahren enthielten, zu Kleinholz verarbeitet und verbrannt. Zum Glück gab es in mehreren Typke-Familien Abschriften der Chronik, die etwa im Jahre 1900 mit Schreibmaschine erstellt worden waren.
So wichtig die Chronik für die Familiengeschichte ist - es fehlen in ihr doch auch sehr viele Informationen zu Vornamen, Geburten, Hochzeiten, Sterbedaten, Kinder usw., insbesondere für Mitglieder der drei ersten Generationen. Aus diesem Grunde war es wichtig, in Kirchenbüchern nach diesen fehlenden Daten zu suchen. Bisher habe ich in den Kirchenbüchern von Abschwangen, Annaburg, Barby, Berlin, Braunschweig, Dahme, Dobrilugk, Elsterwerda, Felgeleben, Freiberg, Freyburg, Gebesee, Gransee, Goslar, Groß-Mutz, Großmühlingen, Großrudestedt, Halle-Giebichenstein, Haynsburg, Hobeck, Kermen, Komptendorf, Küblingen, Lebbin, Marienborn, Mühlhausen, Naumburg, Naunhof, Nöda, Pargow, Preußisch Stargard, Pömmelte, Rackith, Ringleben, Sanne, Schacksdorf, Schladen, Schöningen, Seehausen, Seyda, Siegersleben und Zagelsdorf gesucht und dabei viele der fehlenden Daten gefunden. Darüberhinaus konnte eine größere Anzahl von Fehlern, insbesondere bei den Vornamen der Vorfahren, korrigiert werden.
Dabei war es sehr hilfreich, dass sich viele der aufgeführten Orte im Bereich der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) bzw. der Braunschweigischen Landeskirche befinden, so dass die Kirchenbücher in dem Kirchenarchiv der EKM in Magdeburg bzw. im Niedersächsischen Landesarchiv in Wolfenbüttel eingesehen werden konnten - ohne dass die genannten Orte einzeln aufgesucht werden mussten.
Darüberhinaus ergaben sich mit der rasanten Ausweitung des Internets wesentlich neue Möglichkeiten zur Suche nach Informationen über Personen: so erhielt man schon vor 15 Jahren z.B. mit der Suchmaschine von Google unter dem Stichwort "Typke" ca. 45.000 Treffer. Auf diese Weise bin ich auf Mitglieder eines "Typke-Stammes" gestoßen, die nicht in den o.a. Stammbaum meiner Familie passen. Nach Kontaktaufnahme erhielt ich zum einen die Daten einer Reihe jetzt lebender "Typke"s, zum andern die Kopie eines Ahnenpasses, der ebenfalls zum "Arier"-Nachweis angelegt worden war. Eine gemeinsame Wurzel dieser beiden Stämme konnte bisher nicht gefunden werden. Ältere Daten zu diesem zweiten Stamm finden sich in den Kirchenbüchern von Groß-Rodensleben, Klein-Wanzleben, Schleibnitz, Schermcke und Seehausen, ebenfalls im Archiv der EKM in Magdeburg. Dadurch sind die Verhältnisse dieses Stammes weitgehend klar bis zurück in die Zeit um 1740.
Weiterhin findet man im Internet auch Vorfahrenlisten von anderen Familienforschern, in denen Personen mit dem Nachnamen "Typke" aufgeführt sind. Allerdings sind nicht alle Informationen glaubwürdig, die im Internet veröffentlicht sind. Dagegen begegnete mir in den Kirchenbüchern einiger weiterer Orte der Name "Typke" (in verschiedensten Variationen). Dies betrifft die Orte Ampfurth, Bergen, Groß-Rodensleben, Halberstadt, Hoiersdorf, Meyendorf, Sangerhausen und Zedtlitz. Der Zusammenhang mit den zwei bisher besser bekannten Stämmen ist jedoch noch ungeklärt. Darüberhinaus enthält die Personalkartei von Siemens drei Einträge mit dem Namen "Typke", die sich ebenfalls bisher nicht einem der Stammbäume zuordnen lassen.
Von besonderem Interesse ist daher die Tatsache, dass über Google-Suche herausgefunden wurde, dass in einem alten Buch mit dem Titel
M. Heinrich Meybaums / Sen. Chronicon Des Jungfräulichen Closters Marien=Berg vor Helmstedt/ Von wem dasselbige fundiret, begabet und befordert worden / auch was sich sonsten bey demselbigen für denckwürdige Händel / Veränderungen und Reformationes zugetragen / Aus allerhand gedruckten und ungedruckten Chronicen, alten Siegeln und Brieffen vormahls von ihm zusammen getragen. Anitzo aber aus dessen Manuscript zuerst / nebst dienlichen Noten und Zusätzen / vermehret mit getheilet. Nebst einer kurtzen Nachricht Von dem ehmahligen Serviten=Closter Himmel=Garten, Und Der Kirchen zu Rode bey Nordhausen / Zusammen getragen / und mit einigen Diplomatibus erleutert Von Johann Georg Leuckfeld. Halberstadt und Leipzig / Verlegtes Joh. Michael Teubner / 1721
für die Jahre 1274 und 1346 je ein "Ritter Hermann Tüpcke bzw. Tüpke" in der Gegend von Helmstedt und Schöningen aufgeführt wird. Wegen der großen zeitlichen Differenz handelt es sich sicherlich um 2 Personen des selben Namens. Inwieweit diese Ritter die Vorfahren der späteren "Typke" (in den verschiedensten Schreibweisen) sind, ist vorerst ungeklärt. Vermutlich wurde das "y" in einer Zeit eingefügt, in der man gerne die Familiennamen latinisierte oder gräzisierte: einen Umlaut "ü" gibt es in diesen Sprachen nicht, so dass "y" ein passender Ersatz ist.
Im Jahre 2014 wurde bekannt, dass für Deutschland die Eröffnung eines Kirchenbuchportals "Archion" geplant ist: idealerweise sollten alle evangelischen Landeskirchen und katholischen Diözesen mit ihren Archiven beteiligt sein. Dadurch sollte die Möglichkeit eröffnet werden, vom heimischen Computer aus unter anderem auch auf die Kirchenbücher dieser Archive zuzugreifen. Meine Enttäuschung als "Beta-Tester" im Jahre 2015 war zunächst groß, weil für keinen der mich interessierenden Orte Zugriff auf Kirchenbücher möglich war. Inzwischen hat sich aber die Situation wesentlich verändert und die Zahl der zugänglichen Kirchenbücher hat sich deutlich vergrößert und wächst auch weiterhin. Auch die Zahl der teilnehmenden Institutionen nimmt weiter zu.
Zusätzliche Möglichkeiten zur Suche bieten kommerzielle Firmen wie Ancestry und Myheritage: bei diesen Firmen existieren neben den Programmen zur Erstellung von Stammbäumen riesige Datenbanken, in denen Informationen über Personen aus aller Welt zugänglich sind, wobei gegebenenfalls Einschränkungen gemäß Datenschutz-Richtlinien eingebaut sind. So war es z.B. bei Ancestry möglich, online in den Kirchenbüchern verschiedenster Orte in Deutschland zu blättern, was sonst nur über umfangreiche Reisen hätte realisiert werden können. Darüberhinaus sind nicht nur Kirchenbücher erreichbar, sondern auch Einträge in den Standesamtsbüchern vieler Städte - soweit sie in die erwähnten Datenbanken aufgenommen wurden. Es ist klar, dass bei diesen Firmen Kosten für eine persönliche Mitgliedschaft entstehen.
Es ist erstaunlich, in welchem Umfang bei Ancestry versucht wurde, die verfügbaren Kirchenbücher zu entziffern, um alle Personen in die Datenbanken aufzunehmen, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Lesbarkeit der Handschriften von "Schönschrift" bis "Sauklaue" reicht. Dies hat jedoch leider zu Folge, dass immer wieder mal die selbe Person unter verschiedenen Namen gespeichert wurde. Es muss also immer im Kirchenbuch überprüft werden, ob der Name korrekt gelesen wurde. Dagegen können Eintragungen, die z.B. Bayern als Teil von Preußen definieren, mit einem Schmunzeln übergangen werden.
Derzeit sind alle erreichbaren Daten für etwa 580 Personen (einschließlich naher Verwandten) erfasst, die entweder durch Geburt oder durch Heirat den Nachnamen "Typke" (einschließlich ähnlicher Namen wie Tüpke, Töpke, Tiepke usw. aus einer Zeit, in der die Nachnamen noch nicht "amtlich" festgelegt waren) tragen oder trugen. Auch weiterhin sind noch viele Daten und Zusammenhänge unbekannt.
Letzte Änderung: 28.7.2020